36. Fachtagung 2024
Digitaler Wandel der Arbeitswelt: Chancen und Anforderungen für Betriebe

Mittwoch, 29. Mai 2024, DGB Bildungszentrum Besenbinderhof, Hamburg

Die Digitalisierung der Arbeitswelt entwickelt sich stetig weiter, mit Auswirkung auf zahlreiche Tätigkeiten und Branchen. Sie verändert ganze Berufsbilder und bringt neue hervor. Doch digitale Lösungen und Assistenzsysteme sowie die Einbindung von KI sorgen nicht automatisch für mehr Flexibilität, Entlastung und Sicherheit − sie müssen systemisch eingebettet und zielführend implementiert werden. Welche Chancen und Anforderungen bringen Digitalisierung und Vernetzung mit sich? Wie können aus einzelnen Ansätzen praktikable Lösungen erwachsen? In mehreren Fachvorträgen und betrieblichen Erfahrungsberichten informierten wir über dieses wichtige Thema.

Programmablauf

09.30 Anmeldung
Besuch Marktplatz

10.00 Begrüßung: Tanja Chawla (Vorsitzende DGB Hamburg), Senatorin Anna Gallina (Präses der Behörde für Justiz und Verbraucherschutz der Freien und Hansestadt Hamburg)

10.20 Vortrag: Chancen Künstlicher Intelligenz und deren Leitlinien, Prof. Dr. André Steimers (Hochschule Koblenz, RheinAhrCampus Remagen). Hintergrund: Der Vortrag wird einen umfassenden Einblick in das Thema Künstliche Intelligenz (KI) bieten, indem er die vielfältigen Chancen und Möglichkeiten vorstellt, die sich durch den Einsatz von KI ergeben können. Anhand konkreter Beispiele aus verschiedenen Bereichen wie der Logistik oder dem Bauwesen wird die breite Anwendbarkeit von KI verdeutlicht, und wie sie bereits heute das tägliche Leben beeinflusst. Dabei liegt der Fokus darauf, wie KI dazu beitragen kann, die Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz zu fördern. Der Vortrag schließt mit einem Ausblick darauf, wie die neuartigen Aspekte aktueller KI-Systeme in Leitlinien − wie der geplanten KI-Verordnung der EU-Kommission − berücksichtigt werden können, um eine nachhaltige und ethisch vertretbare Integration von Künstlicher Intelligenz zu gewährleisten.

11.00 Interaktion

11.15 Vortrag: Lust und Frust im Veränderungsmanagement: Widerstände erkennen, Bedenken auflösen, Prof. Dr. Nale Lehmann-Willenbrock (Universität Hamburg, Center for Better Work). Hintergrund: Routinen und vertraute Handlungsmuster bei der Arbeit sind hilfreich. Wenn sie verändert werden müssen – beispielsweise im Zuge der Digitalisierung – bleiben Widerstände nicht aus. Der Vortrag gibt einen Überblick über Gründe und Mechanismen der Entstehung von Widerständen gegenüber Veränderungen. Es wird beschrieben, warum das Phänomen der Veränderungsresistenz so vielschichtig ist und wieso Widerstände meist nicht nur in der Person begründet liegen. Zudem können Widerstände „ansteckend“ sein, wenn sich negative Kommunikationsmuster verfestigen. Damit sich Ideen und Verbesserungen umsetzen lassen, müssen also auch soziale Dynamiken im Team berücksichtigt werden. Führungskräfte als „Change Agents“ haben dabei eine Schlüsselfunktion und können so den digitalen Wandel positiv beeinflussen.

11.45 Einführung Programmpunkt Austausch kompakt

12.00 Austausch kompakt (jeweils zu Auswahl)

  • Vertiefungsecken zum Vortrag mit
    a) Prof. Dr. Nale Lehmann-Willenbrock
    b) Prof. Dr. André Steimers
  • Impuls und Dialog
    a)
    Arbeits-, Gesundheits- und Umweltmanagementsystem (AGUM) − alles auf einer Plattform. Petra Grothe (Universität Hamburg, Leiterin der Stabsstelle Arbeitssicherheit und Umweltschutz), Sandra Nickelsen (Universität Hamburg, stellvertretende Leiterin und Fachkraft für Arbeitssicherheit). Hintergrund: Das AGUM ist ein prozessorientiertes Managementsystem, welches es ermöglicht arbeitsschutzrelevante Abläufe, Zusammenhänge und Organisationsstrukturen digital darzustellen. AGUM wird vorwiegend in Hochschulen und Forschungsbereichen eingesetzt und wurde auch an der Universität Hamburg implementiert. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Aufbau- und Ablauforganisation, die nicht nur die verantwortlichen Funktionsträger benennt, sondern auch praxisnahe Arbeitshilfen zentral für die Mitarbeitenden in der Organisation bereitstellt. Auf diese Weise unterstützt es ganz konkret bei der Wahrnehmung von Rechten und Pflichten im Arbeits- und Gesundheitsschutz.

    b) Vorausschauende Gefährdungsbeurteilung: Michael Gümbel (Arbeit & Gesundheit e.V., Geschäftsführer). Hintergrund: Mit der Digitalisierung, der Einführung neuer Arbeitsmittel und Arbeitsprozesse sind umfangreiche Veränderungen der Arbeitsbedingungen verbunden. Oft wird erst im Nachhinein beurteilt, wie sich die Belastungen verändert haben und wo Maßnahmen des Arbeitsschutzes erforderlich sind − die dann in der Regel nicht mehr einfach umzusetzen sind. Mit der vorausschauenden Gefährdungsbeurteilung, die vor Aufnahme der Tätigkeit erfolgt, kann digitales Arbeiten menschengerechter und reibungsloser gestaltet werden.
  • Besuch Marktplatz

12.30 Mittagspause

13.30 Betriebliche Erfahrungsberichte: Besuch der zwei „Praxis-Stationen“ à 45 Minuten, Teil 1 (Sie haben die Möglichkeit zwei der angebotenen vier Praxisstationen auzuwählen.)

  • Station 1: Airbus Operations GmbH, Andreas Piene (HO Ind. Hygiene & Safety Germany): Virtual Reality und digitale Sicherheitsbegehungen bei Airbus. Begleitung: Thoralf Lorenz, BG ETEM. Hintergrund: Mit Technologien wie Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR) verschmelzen reale und digitale Welt zunehmend. Anhand konkreter Beispiele wird der Einsatz beider Anwendungen bei Airbus vorgestellt und die jeweiligen Vor- und Nachteile sowie Unterschiede skizziert. Insbesondere bei neuen Arbeitsplätzen während der Designphase kann Virtual Reality die digitalen Sicherheitsbegehungen unterstützen und Risiken im Arbeitsschutz senken.
  • Station 2: HHLA Container Terminal Altenwerder GmbH, Matthias Schult (Fachkraft für Arbeitssicherheit und Störfallbeauftragter): Transformationsprozesse beim Containerumschlag – auch im Arbeitsschutz. Begleitung: Armin Steinhoff, Behörde für Justiz und Verbraucherschutz. Hintergrund: Die Hafenwirtschaft ist im Wandel. Um die Wettbewerbsfähigkeit der Terminals zu erhalten, werden durch den Einsatz von innovativen Technologien die Umschlagsprozesse weiter digitalisiert und automatisiert. Am Beispiel der Automatisierung des Bahnumschlages soll aufgezeigt werden, wie durch aktive Gestaltung der digitalen Transformation Veränderungen der Arbeitsplätze gelingen, Beschäftigte gut begleitet werden und gleichzeitig Chancen zur Verbesserung des Arbeitsschutzes genutzt werden.
  • Station 3: H&M Hennes & Mauritz, Anne Hartmann: Erster Digitalisierungstarifvertrag im Einzelhandel. Begleitung: Michael Gümbel (Arbeit & Gesundheit e.V.). Hintergrund: Die Digitalisierung im Handel verändert die Arbeit, das Anforderungsprofil der Beschäftigten sowie die Aufgaben der Führungskräfte. Durch einen Digitalisierungstarifvertrag werden die Beschäftigten an der Gestaltung dieser Transformation beteiligt. Beschäftigte und ihre Interessenvertretungen gestalten mit dem Unternehmen gemeinsam jede einzelne Technik und die dazugehörigen Arbeitssysteme bereits in der Planungsphase nach Kriterien menschengerechter Arbeitsgestaltung. Die Praxis dieses Prozesses wird hier näher vorgestellt.
  • Station 4: Norddeutscher Rundfunk, Petra Cohrs (Leitende Sicherheitsingenieurin): Digitalisierung im Arbeitsschutz – Möglichkeiten für Medien. Begleitung: Dr.-Ing. Joachim Dreyer, VBG. Hintergrund: Schon länger hat der digitale Wandel in vielen Bereichen von Medienunternehmen Einzug gehalten. Eine der Folgen sind kürzer getaktete Zeitfenster, in denen unterschiedliche Tätigkeiten auszuführen sind. Diese Entwicklung hat auch direkten Einfluss auf den Arbeitsschutz – unter anderem auf Beratungen. Die Zeit zur Informationsbeschaffung und Dokumentation verringert sich dadurch. Um die zunehmende Aufgabenvielfalt im Arbeitsschutz bewerkstelligen zu können, hat sich beim NDR die „digitale Unterstützung“ als wesentlicher Baustein etabliert. Einige Aspekte davon sollen näher vorgestellt werden.

14.30 Betriebliche Erfahrungsberichte: Besuch der „Praxis-Stationen“, Teil 2

15.15 Kaffeepause, Besuch Marktplatz

15.45 Vortrag: Software-Ergonomie − Gebrauchstauglichkeit und Anforderungen, Jens Niemann (Verwaltungs-Berufsgenossenschaft, Technische Aufsichtsperson). Hintergrund: Jeder Benutzer von IT-Endgeräten kennt Programme, deren Bedienung sich einem nicht erschließt oder die den Benutzer bei der Bearbeitung von Aufgaben nicht wie erhofft unterstützen. Der Wunsch nach Softwareergonomie kommt auf. Dieser Begriff soll hier erläutert werden, um Benutzer, Beschaffer und Entwickler in die Lage zu versetzen, sich über die Anforderungen an eine zu erstellende Software zu verständigen. Eine gute Software ist gebrauchstauglich.

16.15 Abschluss: Hanka Jarisch (Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege, Präventionsleitung)

16.30 Ende der Veranstaltung

Veranstaltungsmoderation: Nico Hohendorf und Christina Müller (BGW)

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